Campus Horw: Eine Chance für die Wirtschaft in Horw und umliegende Gemeinden

Im Zentrum der Thematik stand die Entwicklung und Förderung der Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und den umliegenden Gemeinden.

Unter diesem Thema lud die FDP Horw zum offenen Anlass auf dem Campus. Rund 40 Interessierte folgten der Einladung. Sie erlebten ein angeregtes, facettenreiches Podium mit Kurzpräsentationen und einer lebhaften Diskussion. Unter der Moderation von Benjamin Häfliger, Ortsparteipräsident, präsentierten und diskutierten Exponenten der Hochschule, der Gemeinde, des Gewerbes und aus der Start-Up Szene. Das engagierte Publikum umfasste Vertretende aus dem Gewerbe und parteiübergreifend aus der lokalen Politik. Interessierte aus Horw wie auch aus Kriens brachten sich ein. Beim anschliessenden Apéro wurden viele Themen weiter vertieft, und es wurden auch Anknüpfpunkte für die lokale Politik identifiziert.

Im Zentrum der Thematik stand die Entwicklung und Förderung der Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und den umliegenden Gemeinden. Zentrales Anliegen war es zu erörtern, wie aus der Hochschule entstehende Jungunternehmen unterstützt und wie die Rahmenbedingungen gestaltet werden sollen, um eine möglichst hohe Wertschöpfung in der Region zu erzielen. Dazu gehören sowohl direkte Aktivitäten der Unternehmen als auch sekundäre Effekte wie Wohnsitznahme von Mitarbeitenden und benötigte Service-Dienstleistungen, welche ebenfalls einen positiven Effekt auf die Standortgemeinden haben können.

Den Reigen eröffnete als Hausherr im Campus Prof. Viktor Sigrist, Direktor Technik & Architektur der HSLU, zusammen mit Urs Rieder, Projektleiter Campus. Sie fassten das Ausbau-Projekt kurz zusammen. Die geplante Erweiterung umfasst einen Gebäude-Ausbau um zwei grosse Komplexe für die beiden Hochschulen. Auch die bestehenden Gebäude erfahren eine Aufstockung um ein Stockwerk. Auf der zeitlichen Achse wird dieser Ausbau ab 2026 bis 2032, also bis in rund 10 Jahren, vollzogen. Auch die verkehrstechnisch bedeutsame Erschliessung, nicht zuletzt mit der vorgesehenen S-Bahn-Station Horw See, wurde erläutert. Die beiden Redner fokussierten bei der Beschreibung auf die rund 3000 m2 Fläche, welche auf dem ausgebauten Campus für die hochschulnahe Zusammenarbeit mit Unternehmen vorgesehen sind. Hier sollen sowohl sich entwickelnde Jungunternehmen eine erste Bleibe finden wie auch innovationsstarke externe Wirtschaftsunternehmen sich einmieten, welche den engen Austausch mit der Hochschul-Forschung im Rahmen von Projekten und in strategischer Partnerschaft suchen. Die räumliche Nähe mit der Hochschule beflügelt den gegenseitigen Austausch und den Know-How-Transfer.

Kantonsrat Gaudenz Zemp, Direktor KMU- und Gewerbeverband Luzern, erläuterte die bereits heute gegebene Standortstärke aus wirtschaftlicher Sicht, basierend auf den Qualitätsindizes aus Erhebungen der CS und der UBS. Er betonte die beiden Erfolgsfaktoren Humankapital und Clusterbildung. Die Schaffung von genügend Ressourcen in der Infrastruktur und im Wohnraum zur Ansiedlung interessierter Studierender und damit auch perspektivisch Unternehmensmitarbeitenden oder -leitenden ist gemäss Zemp eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Wachstum mit vertretbarem Mobilitätsimpact. Zur Clusterbildung von ähnlich gelagerten Unternehmen wies er auf den positiv verstärkenden Effekt hin, bei welchem die Hochschule rund um den Campus einen Cluster im Ingenieur- und Architekturbereich ausbilden und stärken kann. Dieser ergänzt in der Region bereits etablierte Cluster wie beispielsweise das Versicherungswesen und trägt damit zum Wachstum bei.

Gemeinderat und Finanzdirektor Hans-Ruedi Jung beleuchtete die Wirtschaftssituation der Gemeinde Horw und mögliche Elemente der Entwicklung mit und um den Campus. Im Vergleich zu anderen Gemeinden wie Kriens oder Ebikon hat Horw eher kleinstrukturiertes Gewerbe und mit 5300 Beschäftigten auch eine relativ tiefe Beschäftigtenzahl. Horw habe vor langer Zeit den Fokus auf das Wohnangebot gelegt, was sich bis heute widerspiegelt – die Wirtschaft sei aktuell kein Alleinstellungsmerkmal von Horw. Jung nimmt den Begriff Wirtschaftsförderung als eher schwammig definiert wahr und priorisierte die Begriffe Standortförderung und -entwicklung. Dabei gelte es vor allem überregional zu denken und das Gemeinwesen der grösseren Region zu betrachten und zu entwickeln. Als Ziele sieht er die Kaskade Ansiedeln-halten-entwickeln. Mit einem positiven Image kann die Standortgemeinde für Firmen und auch die involvierten Personen sympathisch sein und langfristig einen wirtschaftlichen Effekt erzielen. Konkret sind die Problemfelder Flächen- und Immobilienverfügbarkeit in der Raumplanung (Teilrevision Ortsplanung, Horw Mitte) zu fördern, auch zusammen mit Partnern wie Luzern Plus und dem RET. Die Gemeindedienstleistungen als verlässlicher Partner zu erbringen, schildert der Finanzverantwortliche als Standortvorteil und erkennt Handlungsbedarf in der Weiterentwicklung des Wirtschaftsfokus seitens Gemeinde.

Einen lebhaften Einblick in das turbulente Leben des Start-Ups Zevvy in der digitalisierten Energie- und Nebenkostenerfassung und -verteilung in Immobilien erbrachte dessen Gründer Cyrill Burch. Er beschrieb praxisnah die effizienten Hilfestellungen, welche durch die räumliche Nähe zur Hochschule und zu anderen Jungunternehmen zum Tragen kommen. Parallel erhielt das Publikum einen anschaulichen Einblick in die alltäglichen Herausforderungen in Sachen Finanzierung, Kostendeckung von Mieten und Personalausbau sowie weiteren Aspekten, welche sich den allermeisten Jungunternehmen stellen. Der Support seitens Dozierenden der Hochschule und die befruchtende Wirkung von Co-Working Spaces wurden sehr positiv herausgehoben und rundete planerische und theoretische Inputs der anderen Podiumsteilnehmer sehr anschaulich ab. Burch schloss mit einem positiven Fazit, wonach der Standort Horw bereits jetzt viel bietet, dass der Ausbau des Campus perspektivisch eine grosse Chance sei.

Aus der folgenden Paneldiskussion und den Fragen des Publikums konnte entnommen werden, dass der Campus in der Tat als sehr grosse Chance gesehen werden darf. Ist ein junges Unternehmen einmal angesiedelt, ist ein «Heimvorteil» gegeben, der sich gut nutzen lässt, um auch bei der Reifung des Unternehmens weiterhin Geschäft und Menschen hier halten zu können, mit allen wirtschaftlichen Vorteilen auf beiden Ebenen. Die Verfügbarkeit von räumlichen Anschlusslösungen muss für die Gemeinde ein prioritäres Ziel sein. Ein steter und niederschwelliger Austausch zwischen Hochschule und Gemeinde wurde als sehr wirksames Instrument beschrieben. Zurückhaltendere Stimmen, welche eine unterstützte Förderung von möglicher Konkurrenz für etabliertes Gewerbe fürchteten, konnten erkennen, dass aus der Hochschule primär hochinnovative Technologien entstammen sollen, mehr denn eine Replizierung bereits etablierter Gewerbezweige. Im Umkehrschluss kann durch die Nähe zur Hochschule eine Übertragung von Innovation auf das bestehende Gewerbe möglich werden.

Fazit des Forum Horw zum Campus als Chance für die Wirtschaft: Tatsächlich stellt der Ausbau des Campus aus allen Blickwinkeln eine grosse Chance dar. Es obliegt allen Akteuren, die richtigen Massnahmen zu treffen und Prioritäten zu setzen, dass Horw und die Region diese Chance in den kommenden Jahren bestens nutzen werden. Die politischen Gremien sind hier gefordert, mit den geeigneten Instrumenten auf Ebene Gemeinde und Kanton die Weichen richtig zu stellen. 
 

Prof. Viktor Sigrist: Direktor T&A Hochschule Luzern

Urs Rieder: Projektleiter Campus

Gaudenz Zemp: Direktor KMU- und Gewerbeverband

Hans-Ruedi Jung: Gemeinderat Horw

Cyrill Burch: Gründer Start-up Zevvy, Horw